Dao Jun Zhi Ming (Martin Steinke)(23. Januar 1882 – 30. November 1966)Des Pfades-Gipfel / Klarheit des EntschlussesMit freundlicher Genehmigung von Professor Hellmuth Hecker Lebensbilder Deutscher Buddhisten Er war zuerst Lehrer. Nach volkswirtschaftlichem Studium gründete er ein eigenes Treuhand- und Bankunternehmen. Im 1. Weltkrieg war er Marine-Offizier. 1932 gab er alle Berufstätigkeit auf, um sich nur noch der Lehre zu widmen. Bereits als Vierzehnjähriger war er mit buddhistischer Philosophie in Berührung gekommen. Als Dreißigjähriger fand er, dass der Buddhismus ihm den Frieden geben könne. Während einer schweren Krankheit, die nach dem Urteil seines Arztes nur tödlich sein konnte, fasste er den Entschluss, sein Leben der Buddhalehre zu widmen und begann bald mit Vorträgen. 1922 gründete er eine „Gemeinde um Buddha e.V.“ in Berlin. Obmann wurde Lachmann bis 1927, dann F. Sommer. Steinke stand ganz auf dem Boden des Pali-Buddhismus und machte öfter Urlaub in der Klause des Dahlke-Tempels in Frohnau. 1929 erhielt er Besuche von Tai Hsin und Wikramasingha. 1930 verlieh ihm die „Church of Buddha“ (Rangun) für seinen Artikel „Force and Matter“ den Titel „Right Reverend“ und ernannte ihn zum Rektor für Ostdeutschland (BiE 1929/30, S. 194). 1928/29 und 1929/30 gab er in zwei Jahrgängen „Briefe über die Buddhalehre“heraus, die sich zu einer Zeitschrift entwickelten und dann von drei Jahrgängen unter dem Titel „Der Buddhaweg und wir Buddhisten“ abgelöst wurden (1930/31- 1932/33). |
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Eine einschneidende Wende in seinem Leben brachte Ignaz Trebitsch. Im Oktober 1932 erschien dieser als Mönch Chao Kung in Berlin und hielt mitreißende Vorträge in Steinkes Gemeinde in der Philharmonie. Nach einer Reise nach Brüssel und Köln kam er im November ein zweites Mal nach Berlin, dann nach Nizza. Als er wieder ins Reich einreisen wollte, unterstützten 18 Mitglieder der Gemeinde Steinkes den Visum-Antrag mit Brief vom 02.02.1933 an den deutschen Außenminister, jedoch wurde Trebitsch das Visum verweigert. Als Frucht seiner elfmonatigen Europareise hatte er eine Gruppe Europäer gewonnen, die in China dem buddhistischen Orden beitreten wollten. Steinke mit drei Frauen seiner Gruppe ging nach Nizza zu den französischen Anhängern von Trebitsch. Am 25.07. 1933 traf die Gruppe in Shanghai ein. Die 30jährige Charlotte Mielke aus Steinkes Gruppe war in der Straße von Malacca über Bord gesprungen, nachdem sie eigentlich in Colombo hatte Nonne werden wollen. In Shanghai im Buddhist House von Trebitsch erhielt Steinke als Novize den Namen Asapatto. Im Herbst Übersiedelten die zwölf europäischen Novizen von Trebitsch ins Kloster Qi Xia Shan nahe Nanking. Dieses Kloster pflegte Zen und Shin. Als Steinke nachts dort anlangte, wurde er auf Deutsch begrüßt. Ein Herr v. Bodin war mit einer Militärabteilung zum Schutz der Ausländer dorthin abkommandiert worden. Am 1. 11. 1933 (nach Wasserstein am 26.11.) wurden die zwölf Novizen zusammen mit 150 Chinesen zu Mönchen und Bodhisattvas geweiht. Dabei wurden jedem auf dem Schädel zwölf Kerzen – die zwölf Nidanas symbolisierend -abgebrannt. Steinke erhielt den Namen Dao Jun (Steiler Weg). Im Dezember kehrte die Gruppe nach Shanghai zurück. Am 25.03.1934 ging Chao Kung mit seinen Schülern auf eine Weltreise über Japan und Kanada nach England. In Liverpool trennte sich Steinke aber von ihm und kehrte im Mai 1934 nach Berlin zurück, wo er in Lichterfelde wohnte. Am 22./23.09.1934 präsidierte er in London die 2. Euro-Buddhistische Konferenz. Am 15.02.1935 sprach er auf Einladung der "Amis du Bouddhisme" in Paris. 1935 errichtete er in Berlin eine "Buddhistische Arbeitsgemeinschaft", nachdem sich F. Sommer mit der Gemeinde um Buddha von ihm getrennt hatte. Im Sommer 1935 führte er in Schmalenberg in der Mark das erste buddhistische Ferienlager durch, wo Hedwig Boll zu ihm stieß, die dann seinen Haushalt führte und von ihm adoptiert wurde. 1937 gründete er in Potsdam die "Buddhistische Gemeinde e.V." mit einem Blockhaus als Viharo in der Nähe des Pfingstberges. 1936/37 gab er einen Jahrgang der Zeitschrift "Die Lehre von der Befreiung" in vier Heften heraus. 1935 bis 1941 hielt er in Berlin regelmäßig öffentliche Vorträge über den Buddhismus. Nachdem er wegen Geldsammlungen schon mit der Partei zusammengestoßen war, wurden er und einige seiner Anhänger 1941 für kurze Zeit von der Gestapo verhaftet. Die Gemeinde wurde verboten, die Bibliothek beschlagnahmt, jede buddhistische Tätigkeit untersagt. Nach den Bombenangriffen auf Berlin fand er 1943 bei der Mutter von H. Boll in Igersheim Unterkunft, von wo er am 1. 4. 1966 in das nahe Bad Mergentheim Übersiedelte. In Igersheim war er 1945 Bürgermeister und in Mergentheim Kurdirektor. 1947 nahm er seine Vortragstätigkeit in Berlin und Westdeutschland wieder auf, die ihn in viele Orte führte und bis 1965 anhielt. Nachdem er eine für Ende 1939 vorbereitete Reise nach China, Japan, Ceylon, Burma, Siam und Indien wegen des Kriegsausbruchs nicht durchführen konnte, flog er im Mai 1956 auf Einladung des 6. Konzils nach Rangun. Seine Veröffentlichungen sind sehr zahlreich, meist Vorträge. Auch seine Bücher sind zum größten Teil aus Vorträgen hervorgegangen. Von Igersheim aus versandte er seine meist vier Druckseiten umfassenden "Studien", von denen viele in seinen letzten Büchern abgedruckt sind. Er gründete, anders als Grimm oder Dahlke, keine „Schule“. Unter seinen Freunden sind, außer den in diesem Buch gesondert aufgeführten (Hedwig Boll, Sommer, Steven) zu nennen:
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